Hallo Foristen!
Nach nun schon einigen Beiträgen möchte ich die „Tour des Grandes Alpes“ auch einmal aus meiner Perspektive schildern.
Nachdem unsere „Alpentour“ im Jahre 2013 uns alle so erfreut hatte war relativ bald die Idee geboren so eine Aktion nochmals zu wiederholen. Aufgrund vieler Vorkommnisse und vielleicht auch nicht zuletzt wegen der doch relativ hohen Kosten hat die Umsetzung nun bis zum Sommer 2016 gedauert.
Schon damals hatten wir uns die französischen Alpen zum Zielgebiet erklärt. Die Wenigsten von uns kannten die Gegend. Die (nicht vorhandenen) Sprachkenntnisse machen die Reise zusätzlich zur Herausforderung.
Die Gemeinschaft war diesmal auf 9 Autos begrenzt. Mit 17 Personen ist dies immer noch eine logistische Herausforderung für die angesteuerten Hotels.
Die Anreise der Teilnehmer erfolgte wie abgemacht in Eigenregie. Zusammen mit meinem Reisepartner (Team GT-ET) durften wir beim Team-CB in der Schweiz eine Übernachtung einlegen. Allein dies war für uns schon ein gelungener Auftakt – beim „Grillieren“ an einem lauen Sommerabend mit herrlichem Blick über Berg und Tal – ein Glas Rotwein genießend, in alten GT-Fotoalben blättern…..
Den allgemeinen Treffpunkt Martigny am Samstag 27. Aug steuerten wir dann gemeinsam mit GT-CB bereits über 5 Schweizer Pässe (nach vorgeschlagener Route von GT-NL) an. Den Mittagskaffee genossen wir auf dem Jaunpass.
Am frühen Nachmittag in Martigny angekommen erhielten wir gleich die Nachricht, dass sich das Feld unserer Altopels von 9 auf 8 dezimiert hatte. Das Team GT-CW musste das Auto in Hägendorf/Schweiz leider mit Pleul-Lagerschaden stehen lassen. Trotz „einfliegender Hilfe“ von 2 anderen GT-Teams war an eine Weiterfahrt des GTs nicht zu denken.
Dem Team ist hoch anzurechnen, daß die Tour nicht abgebrochen wurde – sondern mit einem Interims-Fahrzeug den GT´s hinterher gefahren wurde. Ich weiß nicht, ob ich an dieser Stelle meinen Frust hätte besiegen können und heimgefahren wäre. – Wie dem auch sei – aufgrund der Heckbeschilderung am Ford Interimsfahrzeug wurde das Team GT-CW kurzerhand in Team „Ecoboost“ umgetauft….
Beim Abendessen in Martigny wurde dann die Route für den ersten gemeinsamen Alpentag vorgestellt.
(Alte Tanksäule in Martigny)
Über den großen Sankt Bernhard (2469 m) und den kleinen Sankt Bernhard (nicht zu verwechseln mit dem Sankt Bernhardino) ging es schon zum höchsten asphaltierten Paß der Alpen, dem Col de l´Iseran auf eine Höhe von 2.764 m.
(Gemeinschaft auf dem „Großen Skt. Bernhard)
Hinter dem dann folgenden Col Du Mt. Cenis ging es durch das bekannte Val d´Isere. Meine Erwartungen hier wurden leider enttäuscht. Ich habe Val d´Isere als vollsynthetischen Skiort in Erinnerung behalten. Anschließend teilte sich die Gemeinschaft in 2 Untergruppen auf. Wir selbst nahmen die angekündigte Hardcore-Variante – den Colle delle Finestre mit einem 10 km Aufstieg auf Schotterpiste.
(Staubiger Aufstieg zum Colle delle Finestre)
(Blick über die Schotterpiste….)
(Seitenschweller mit neuer Funktion….)
Trotz langsamer und sehr behutsamer Fahrweise meines Sparring-Partners war eine millimeterdicke Staubschicht auf dem GT nicht zu vermeiden. Unsere beiden Mittstreiter ließen es noch turbulenter angehen, Tieferlegung und Bespoilerungen der Fahrzeuge wurden ignoriert – die wir ja gar nicht hatten.
Entlohnt wurden wir dann oben auf dem Paß mit einem herrlichen Ausblick, den wir mit den Kühen dort oben teilen durften. Insgesamt ist das Grenzland zwischen Frankreich und Italien (die Grenze wurde ja mehrfach überfahren) sowieso etwas fürs Auge!
Am Abend trafen dann alle im Hotel in Briancon wieder zusammen. Als Überraschungsgäste trafen wir dort ein befreundetes Paar, die mit ihrem GT auf der Heimreise aus dem Urlaub für eine Nacht in unserem Hotel gebucht hatten. Das gab ein großes Hallo! Beim Abendessen in einem kleinen Altstadt-Restaurant wurden die Erlebnisse des ersten Tages ausführlich diskutiert.
(Bild vom Hotel-Parkplatz)
Das Hotel in Briancon beherbergte uns für 2 Tage. Das gab so manchem Beifahrer am Folgetage die Möglichkeit einen Pausentag einzulegen.
Nicht so den heißhungrigen Bergfahrern die jeden cm Piste mitnehmen. Der Folgetag bot uns die Möglichkeit einer Tour rund um die Aiguilles d´Arves.
(Einer nach dem Anderen…)
Hoch auf den Col du Lautaret nahmen wir zunächst den westlichen Teil mit einem Abstecher auf den Alpe d´Huez in Angriff. Weiter über den Col du Mollard und den Telegraphe war der Col du Galibier mit 2.645 m Höhe das Highlight des Tage für mich.
(Suchbild mit GT)
Am frühen Nachmittag wieder in Briancon angekommend hatten wir dann noch eine ausführliche Gelegenheit das Städchen auszukundschaften.
(Schattenspiele in Briancon)
Wirklich lohnenswert – da die Altstadt von einer schönen Stadtmauer umschlossen ist. Je nach Lust und Laune wurden Eiscreme, Panache oder Perroquet konsumiert…
Meinem GT gönnte ich auch noch eine Schnellwäsche. Damit wurde er geschätzte 5 kg leichter (siehe Colle delle Finestre) und ich hatte als leistungsschwächster (Serien-) GT wieder bessere Chancen mit den anderen GTs mitzuhalten.
Am Morgen des nächsten Tages hieß es ade Briancon! Über den Col d´Izoard erreichten wir einen weiteren (optionalen) Abstecher, den Col Agnel. Das ist immerhin der höchste Grenzpaß der Alpen (2.744 m) und der dritthöchste Paß der Alpen überhaupt (nach dem Col de l´Iseran und dem Stilfser Joch).
(Den Radfahrern ging die Puste nie aus!)
Dort oben angekommen standen wir auch schon in den Wolken bzw. im Nebel.
Die Sicht auf „Italien“ war allerdings noch deutlich schlechter. Die Route führte wieder zurück nach Frankreich um über den Col de Vars und den Col de Restefond den mit 2.802 m höchsten Punkt der Tour zu erreichen, den Col de la Bonette. Die Cime de la Bonette ist eine Ringstraße und eigentlich kein Paß – aber sie ist mit „Plus haute route d´Europe“ / höchste Straße Europas ausgeschildert.
Bei bestem Wetter ist die Aussicht dort oben als grandios zu bezeichnen. Die Weite kann man mit dem Fotoapparat nicht festhalten.
Wer jemals die Chance hat dort hinzukommen möge diese nutzen! Bemerkenswert finde ich
daß sich auf diese Höhe viele Radfahrer hinaufarbeiten. Vor diesen ziehe ich jederzeit meinen Hut!
Die Abfahrt vom Bonette war leider ein wenig feucht – es stellten sich ein paar Regentropfen ein, somit war in den Kehren (zum Teil ohne Randstein oder Planke) Vorsicht angesagt! Zwei GT-Beifahrerinnen die diese Verhältnisse im Allgemeinen nicht so sehr schätzen schlugen sich hier wirklich tough!
Am Nachmittag lief die Gemeinschaft dann in Auron ein, ein kleiner Skiort, der im Sommer nicht wirklich gut frequentiert ist. Im Winter ist der Ort vermutlich nicht wieder zu erkennen.
Für Furore sorgt hier allein die Kellnerin unseres Hotels, die meinen höchst geachteten GT-Mitstreiter aufgrund seiner etwas unausgeprägten Körpergröße als „Le Petit“ bezeichnete! So entstehen nicht mehr zu löschende Spitznamen….
Am Nachmittag machten wir noch mit 4 GTs einen Abstecher auf den Col de la Lombarde. Dies ist ebenfalls ein Grenzpaß zwischen Frankreich und Italien. Um dort hinzugelangen passiert man den Skiort Isola 2000. Ein weiteres (schlechtes) Beispiel an dem man sieht was der Mensch der Natur antun kann. Oben auf dem Paß gab es die Gelegenheit ein sehr gut erhaltenes / oder auch restauriertes Bunkersystem des 2. Weltkrieges zu besichtigen.
(Isola 2000 vom Bunker aus gesehen)
Gott weiß, wie man vor 70 Jahren so viel Beton auf diese Höhen bekommen hat – und warum Menschen vor allem auch im Winter dort ausharren mußten…
Am Abend hielten wir das Hotelrestaurant mit unserem 17-Personen Tisch dann allerdings reichlich auf Trab.
Von Auron ging es dann grundsätzlich weiter nach Castellane. Natürlich nicht gradlinig, sondern zunächst über den mit 1.678 eigentlich von der Höhe nicht spektakulären Col de la Couillole. Allerdings zeichnen diesen Paß zum einen die Enge der Straßen aus, zum anderen führt die Strecke hier durch wunderschöne Naturlandschaften. Immer wieder trifft man auch hier auf Räumfahrzeuge, die natürlich keinen Schnee dafür aber Felsen und abfallendes Geröll von der Straße entfernen.
Oben auf dem Paß entstand das einzige Gruppenbild mit allen Autos und Teilnehmnern.
Der zweite Paß des Tages war wiederum ein Stichweg. Der Col des Champs (2.087 m) führt vorbei an St. Martin hinauf zur Höhe. Die Pause auf der Abfahrt wurde von vielen genutzt um eine kleine Kapelle, erreichbar über einen kurzen Wanderweg anzuschauen. Diese lag idylisch und mit bester Aussicht auf Teile des o.g. Cols auf einem Bergrücken. Weiter über den Col de la Cayolle in Richtung Barcelonnette, welches wir allerdings aufgrund von Zeitmangel nicht in Augenschein nahmen. Nach dem dann folgendem Col d´Allos (2.247 m) trennt sich die Gemeinschaft wiederum auf. Die Vorhut fuhr über St. André les Alpes auf direktem Wege nach Castellane. Wer immer noch nicht genug hatte erklomm noch einen Extra-Paß über Méailles/Le Fugeret.
Unser Cabrio kam auf diesem Wege trotz bedrohlich aufziehenden Wolken und Gewitter offen und trocken in Castellane an. Der Weg führte an einem landschaftlich schönen Stausee vorbei, der eigentlich zu baden verführte.
Castellane ist ein sehr schönes und übersichtliches Städtchen. Verwinkelte Gassen laden zum Bummeln ein und aufgrund zahlreicher schöner Restaurants ist gut für das leibliche Wohl gesorgt.
Die abendlichen Benzingespräche brachen jedoch wiederum alle dB-Rekorde. Irgendwie hatte ich schon den Eindruck, daß der Gastwirt nach unserem Verlassen des Restaurants entspannter wirkte?!
Am Donnerstag, dem letzten gemeinsamen Tag der Gemeinschaft stand nochmals ein Highlight auf dem Programm: Eine Ausfahrt rund um den Canyon du Verdon. Mit eigentlich nur 170 Tages-Kilometern eine sehr überschaubare Strecke – allerdings nicht, wenn man alle paar km an den Aussichtspunkten halten muß/will!
Landschaftlich absolut beeindruckende Impressionen – ich muß mich wiederholen, nicht mit der Kamera einzufangen. Von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt arbeiteten wir uns langsam weiter. An einem dieser Punkte gab es überrachend gute und direkte Sicht auf große Greifvögel. Unser interner Streit ob es sich bei diesen Vögeln um Adler oder Geier handelt ist meines Erachtens noch im Gange – wie dem auch sei, die Tiere mit 2,5…3,0 m Spannweite sind dort die unangefochtenen Könige der Lüfte.
Die Mittagspause verbrachten wir am Lac de Sainte-Croix. Der Versuchung sich auch ohne Badekleidung in das türkise Wasser zu stürzen konnte so mancher Teilnehmer nicht widerstehen. – Gerne hätte ich an diesem Fleckchen Erde noch ein paar Stunden mehr verbracht.
(Im Schatten!)
Die Rückfahrt führte dann über die andere Seite des Canyons über Gallerie-Straßen und beeindruckende Brücken zurück nach Castellane.
(Spray-Kunst in Castellane)
Dort angekommen war zunächst einmal technische Hilfestellung angesagt. Ein Getrag Getriebe verlangte nach mehr Getriebeöl. Leider war kein 17´er Innensechskant für den Einfüll-Stutzen aufzutreiben, aber das Einfüllen gelang dem geübten Schrauber schließlich über den Stutzen des Rückwärtsgangschalters…
An diesem Abend wurde noch eine Afterwork-Party zwecks Bilderaustausch einberufen. Erstaunlich, wie viele Leute in ein Doppelzimmer passen!
Am nächsten Morgen wurden dann 3 GT-Teams verabschiedet. 1 GT machte sich auf zur Cot´Azur und die anderen beiden wollten noch ein paar schöne Tag im Inland/Südfrankreich verbringen.
Mit den verbliebenen 5 GT Teams (+ Ecoboost) traten wir die mit 370 km längste Tagesetappe nach San Remo an. Über Stock und Stein nahmen wir Anlauf um uns auf die Spuren der Rallye Monte Carlo zu machen. Die Paß-Straßen wurden von der Paßhöhe her flacher, aber nicht langweiliger!
Eine Überraschung war ein Spontanbesuch in einer Schrauber-Garage für historische Rennfahrzeuge. Von draußen waren nur 2 Alpine A 110 zu sehen. Drinnen wurde an BMW 02, Ford Escort 2, R5 Turbo und Lancia Stratos gearbeitet. Das Werkstatt-Team gab bereitwillig Auskunft und man freute sich über unseren Besuch.
Eine weitere Stichfahrt zum Col d´Utelle wurde wiederum durch grandiose Aussicht belohnt. Die Mittagssonne gab uns bereits einen temperaturmäßigen Vorgeschmack auf die herannahende Mittelmeerküste.
Der Höhepunkt des Tages war für mich dennoch der Col de Turini. Im Restaurant der Paßhöhe sind zahlreiche Bilder, Plakate, Modelle usw. der Monte zu bestaunen.
(Auf den Spuren der Monte…)
Obligatorisch wurde am Fenster der Gaststätte natürlich ein GT Aufkleber angebracht. Die Dauer für den Tausch eines Kupplungszuges an einem GT wurde von den anderen 4 GTs zu einer kleinen Paß-Rundfahrt genutzt. Zum einen wollte der Col de Turini natürlich von beiden Seiten befahren werden, zum zweiten tummelten wir uns auf den Päßen der Monte…
Am frühen Abend liefen wir dann etwas abgekämpft aber glücklich ins italienische San Remo ein. Unmöglich dort im Verkehr der Küstenstraße zwischen Autos, Fußgängern und Motorrollern mit 5 Autos hintereinander zu bleiben.
Letztendlich landeten alle im ersehnten und sicheren Parkhaus.
Nach einem letzten Abschlußessen, morgendlichem Badespaß im Mittelmeer und Stadtbesichtigung mit Marktbesuch ging es dann am Samstag Nachmittag schon wieder heimwärts.
(San Remo…)
Im Zweimann-Schichtbetrieb verlief auch diese 1200 km Fahrt problemlos.
Fazit:
- Für mich wieder eine tolle und erlebnisreiche Woche! So viele Eindrücke kann man in der kurzen Zeit gar nicht verarbeiten. Ich werde hiervon noch Wochen zehren!
- So eine Fahrt kann man nur mit absolut verrückten Leuten machen! – Aber dies würde ich jederzeit wieder tun!
- GTs sind für Paßstraßen gebaut!
- Lichtmaschinen gehen nicht mehr kaputt! (siehe Alpentour 2013)
- Nachahmung solcher Aktionen dringend empfohlen!!!
- 3.800 GT km – nach 45 Jahren läuft der Wagen immer noch zuverlässig
Soweit die Eindrücke aus meiner subjektiven Sicht!
LG / Thomas